Für die einen ist das ziemlich langweilig, für die anderen vielleicht total spannend. Wie auch immer man dazu steht: Es gibt keine richtige oder falsche Ausrüstung, sondern nur die, die für einen persönlich passt. Es ist einfach sehr individuell. Ich habe schon unzählige Kamera- und Objektivkäufe und -verkäufe hinter mir und bin inzwischen dort angelangt, wo ich sagen kann: Das ist die Ausrüstung, die für mich passt.

DAS ARBEITSTIER
Schon 2012, als ich mich nach meiner ersten Kamera umschaute, hieß es, dass man nicht mehr auf Micro Four Thirds setzen solle. Der Sensor sei ja so klein und das habe keine Zukunft.
Jetzt, 2021, habe ich immer noch eine MFT-Kamera und kann sagen: Ich liebe diese Kamera. Ja, sicher bringt die Sensorgröße ein paar Nachteile mit sich. Dadurch sind aber auch die Objektive deutlich kleiner, leichter und meist auch günstiger im Vergleich zu Kleinbild-Kameras. Zudem kann der Sensor sehr viel effektiver stabilisiert werden.
Der Body der G9 ist vor allem ergonomisch und funktional und daher nicht der kleinste oder hübscheste. Die Kamera ist aber vollgepackt mit allem, was sich ein Foto- und Videograf wünschen kann, wie etwa einer 4k-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde. Sie ist einfach ein richtiges Arbeitstier.
DAS IMMERDRAUF
Ein Standardzoom: Eine Brennweite von 24-70 im Kleinbild-Format und eine Lichtstärke von f2.8. Dadurch ist das Objektiv aber auch für fast jede Situation geeignet: Für Videos, für Portraits, für Landschaften... Nur drinnen wird es mit der Lichtstärke ein wenig eng und man sollte doch besser auf eine Festbrennweite zurückgreifen, da die in der Regel deutlich lichtstärker sind.


DER VIDEO-ALLROUNDER
Ein weiterer Nachteil und zugleich Vorteil des Micro Four Thirds-System ist es, dass die Freistellung nur halb so groß ist im Vergleich zu Kleinbild. Das bedeutet, dass man sich eine verdoppelte Blendenzahl denken muss: f1.4 an MFT enstpricht also 2.8 an einer Kleinbild-Kamera. Eine Freistellung, also ein unscharfer Hintergrund, durch den der Fokus auf das Motiv gelenkt wird, ist häufig gewünscht. Diese Freistellung hat aber auch Nachteile, wenn etwa nur die Augen eines Menschen im Fokus sind und die Nasenspitze bereits nicht mehr in der Schärfeebene liegt. Besonders im Video-Bereich muss man daher häufig abblenden, auch wenn man mehr Licht gebrauchen könnte.
An meiner Kamera ist es mit diesem Objektiv kein Problem, mit weit geöffneter Blende zu filmen, da die Freistellung im Weitwinkel ohnehin kleiner ist. So fange ich viel Licht ein und kann die Sensorgröße gut kompensieren. Das Objektiv ist aber ein echter Allrounder, denn auch Fotos sind damit kein Problem.
16mm entsprechen 32mm an einer Kleinbild-Kamera und ist damit sehr nah an der früher üblichen Brennweite für Reportagen von 35mm.
DER PORTRAIT-ALLROUNDER
Dieses Objektiv entspricht in etwa einem Normalobjektiv mit 50mm Brennweite (genauer gesagt sind 30mm 60mm Kleinbild-äquivalent). Das ist eine Brennweite, die das Motiv in etwa so wiedergibt, wie ein Mensch die Szene wahrnehmen würde. Für Portraits und zum Beispiel Interviews ist dieses Objektiv perfekt geeignet und sehr lichtstark.
Wie immer bei Festbrennweiten gilt aber: Einen Zoom gibt's nicht. Da dieses Objektiv deutlich weniger weit ist als das Sigma 16mm, muss man hier schon häufig ein paar Meter zurückgehen, zum Beispiel bei Ganzkörperportraits. Man wird dann aber mit einem sehr schönen, unscharfen Hintergrund belohnt. Die Bildwirkung ist eine ganz andere, als wenn man mit einem weitwinkligeren Objektiv näher am Motiv stehen würde.


FÜR KLASSISCHE PORTRAITS
Dieses Objektiv war neben dem Kit-Objektiv tatsächlich mein allererstes Objektiv. Schon 2013 hatte es den Ruf, optisch nahezu makellos zu sein und das zu einem sehr günstigen Preis. Den Ruf hat es auch heute noch. Dazu kommt, dass es wirklich winzig ist und gerade mal 116g wiegt. Hier zeigen sich besonders gut die Vorzüge von Micro Four Thirds, denn eine lichtstarke Festbrennweite mit diesen Abmessungen kann man bei anderen Systemen lange suchen.
Das Objektiv ist perfekt geeignet für klassische Portraits bis zur Schulter. Für alles andere ist es meist schon zu lang - oder man steht eben sehr weit weg.
WENN DIE LANDSCHAFT ZU WEIT WEG IST
... dann behilft man sich am besten mit einem Tele-Zoom-Objektiv. Für Portraits und Video ist dieses Objektiv nicht geeignet, da es zu lichtschwach ist. Für Landschaften spielt die Lichtstärke aber keine Rolle und genau das ist sein Einsatzgebiet. Sehr häufig sehe ich irgendwo in der Ferne etwas, was mir besonders gut gefällt. Vielleicht ein Berg, der im Sonnenuntergang das weiche Licht einfängt, oder ein Wasserfall, der zu weit weg ist. Mit einem Weitwinkel-Objektiv kommt man da nicht weit, aber dieses flexible Zoom-Objektiv hilft mir dabei, Fotos zu kriegen, die sonst unmöglich wären.


FÜR EXTREME PERSPEKTIVEN
Auch dieses Objektiv nutze ich ausschließlich für die Landschaftsfotografie. Es ist winzig und sehr leicht, kann aber trotzdem mit einem sehr großen Bildwinkel überzeugen. Mit 9mm oder 18mm am Kleinbild haben wir es hier mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv zu tun, das ganz besondere Perspektiven ermöglicht. So kann man zum Beispiel den Vordergrund viel größer erscheinen lassen, als er ist - es ist dafür aber auch viel Übung nötig. Einfach nur möglichst viel auf's Bild zu packen ist manchmal verlockend, macht sich aber wirklich nicht gut.
DIE UNTERSTÜTZUNG
Ja, viel mehr ist diese Kamera eigentlich nicht, und doch ist sie unverzichtbar. Es handelt sich auch um eine MFT-Kamera, was bedeutet, dass ich alle meine Objektive auch daran betreiben kann.
Unverzichtbar ist eine Zweitkamera zum Beispiel bei einem Interview. Dort ist ein zweiter Kamerawinkel sehr wichtig, denn es sieht dadurch professioneller aus und erleichtert den Schnitt deutlich. Die meisten Menschen sprechen nicht flüssig und ohne Pausen und das möchte man in einem Film nicht sehen. Im Schnitt kann man mit einem zweiten Kamera ganz einfach bei Schnitten, die zum Beispiel Pausen kaschieren sollen, zwischen A- und B-Kamera wechseln und so wiederum den Schnitt kaschieren.
Auch beim Fotografieren hat eine zweite Kamera aber eine Daseinsberechtigung: Etwa auf einer Hochzeit kann ich meine beiden Kameras mit zwei verschiedenen Festbrennweiten nutzen und bin so sofort einsatzbereit, egal in welcher Situation. Mit einer einzelnen Kamera müsste ich erst das Objektiv wechseln.
Außerdem ist sie eben einfach kleiner und leichter als meine Hauptkamera, was mir zum Beispiel bei Wanderungen sehr entgegenkommt. Und schließlich: Sollte meine Hauptkamera mal wider Erwarten ausfallen, dann hätte ich ein Backup.
